Antwort an Frau Hinrichs

 

Liebe Frau Hinrichs,

Ihr Interview mit der BZ hat mich bewegt, und ich möchte dazu ein paar Dinge anmerken:

Sie sagen: "Wir haben nicht begriffen, dass wir nur sicher sind, wenn sich alle Seiten sicher fühlen."
Das legt nahe, die Russen hätten sich nicht sicher gefühlt, und deshalb die Ukraine angegriffen. Ich denke nicht, dass jemand Russland, die größte Atommacht der Welt, je militärisch bedroht hat - die Ukraine sicherlich nicht!

Auf die Anmerkung der BZ "Die Ukraine würde aufhören zu existieren, wenn sie den Kampf einstellt." erwidern Sie: "Das würde die Weltgemeinschaft niemals zulassen."
Können Sie mir sagen, wie die Weltgemeinschaft dies verhindern könnte?

Sie bezeichnen die Nato Osterweiterung als einen Fehler. Ich denke aber, dass einige osteuropäische Länder heute sehr guten Grund haben sehr froh zu sein, der Nato anzugehören - in der Ukraine können sie besichtigen, was es bedeutet, nicht in der Nato zu sein. Ich kann schwer nachvollziehen, mit welchem Grund Sie diesen Ländern den effektiven Schutz vor Aggression vorenthalten wollen, den wir selber zum Glück genießen.

Im übrigen verstehe ich nicht, inwiefern das Recht auf Selbstverteidigung Grenzen hat. Und dass es uns hier in Deutschland ansteht, darüber zu befinden, wo diese Grenzen für das ukrainische Volk zu liegen haben.

Last but not least: wenn man das Bild einer verzweifelten Mutter verwendet, die sich über den Sarg ihres getöteten Sohnes beugt, dann drängt sich die Frage auf, was diese Frau davon hielte, der Ukraine die Unterstützung zu entziehen bei der Verteidigung gegen die, die Ihren Sohn auf dem Gewissen haben. Wir wissen es nicht – aber ich habe da eine Vermutung !

Was wäre Ihre Botschaft an diese Frau? Dass ihr Sohn nicht nur tot sei, sondern außerdem im Unrecht, weil er das Recht auf Selbstverteidigung überdehnt habe?


Mit freundlichen Grüße,

Jochen Sautter

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