Professoren, Ärzte, Rechtsanwälte
Generell neige ich dazu, Leuten zuzubilligen, dass man sich verrennen kann, dass man von psychologisch gut gemachten Verschwörungstheorien infiziert werden kann. Für Professoren – auch noch innerhalb ihres Fachgebietes – kann es m.E. solchen Welpenschutz nicht geben. Wenn Medizinprofessoren einen Strauß von hemdsärmelig formulierten und nachgewiesen falschen Behauptungen propagieren, wenn ein Jura-Professor ein Pamphlet mitverfasst, welches Gerichtsurteile mit dem Argument delegitimiert, dass die Richter vom Staat bezahlt, und dehalb korrumpiert seien, dann richten sie einen enormen Schaden an: weil sie mit Ihren akademischen Titeln unwissenschaftliche Positionen aufwerten, weil sie dem Narrativ Vorschub leisten, es gäbe in wichtigen Fragen gar keinen wissenschaftlichen Konsens, sondern eben ein Gestrüpp widerstreitender Meinungen, wo sich letztlich jeder bedienen kann, wie er mag (unbenommen bleibt natürlich, dass es solche innerhalb der Scientific Community strittigen Grenzfragen auch gibt - aber wohl derzeit nicht z.B. in der Frage nach der Nutzen Risiken Abwägung der Covid-Impfung, oder der nach dem anthropogenen Treibhauseffekt).
In einem von 20 Autoren, überwiegend Professoren verschiedener Fachrichtungen, verfassten Ausstiegskonzept heißt es z.B.:
„Wir fordern die Wiederherstellung der Gewaltenteilung, denn diese wurde in der Coronakrise untergraben. Die Regierung ließ ihren Willen durch das Parlament zu Gesetzen machen. Die Gerichte haben regierungskonform geurteilt, da die Justiz und die Staatsanwälte der Regierung unterstehen und da der Staat die Richter bezahlt und die Gesetze schreibt. …
Wir fordern, dass der Staat nicht die Möglichkeit haben darf, den Menschen alles Mögliche vorzuschreiben, z. B. Masken zu tragen, voneinander Abstand zu halten, sich nicht zu versammeln, ihr Geschäft zu schließen, nur Geimpfte anzustellen oder sich impfen zu lassen. Der Staat darf nur das vorschreiben, was die Gerechtigkeit verlangt, z.B. nicht zu stehlen und nicht zu morden.
Wir fordern, dass die Meinungsfreiheit wiederhergestellt wird. Alle vom Staat geforderten Zensurmaßnahmen wie z. B. staatlich finanzierte „Faktenchecker“ und Maßnahmen gegen „Fake News“ müssen eingestellt werden. Die Benachteiligung von oder Kündigung von Staatsangestellten, die den Maßnahmen kritisch gegenüberstehen, muss aufhören.“
Ich verstehe nicht, wie ein Co-Autor eines solchen Textes Jura Studenten unterrichten kann.
Professoren haben eine erweiterte Verantwortung. Wenn sie der nicht mehr angemessen nachkommen können, weil sie einem Verschwörungswahn verfallen sind, und das nicht für sich behalten können, dann sollten sie vielleicht Ihre Lehrtätigkeit ruhen lassen, bis sie auf den Boden der Wissenschaftlichkeit zurückgekehrt sind. Nachdem Berufsverbote aus guten Gründen als Lösung für dieses Problem ausscheiden, bleibt zu hoffen, dass Professoren, die sich zum Steigbügelhalter von Verschwörungstheoretikern machen, von Kollegen und Studenten in geeigneter Weise konfrontiert werden.
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