Perspektiven

1)
Ist es legitim, jemanden unter Strafandrohung zu einem schwerwiegenden körperlichen Eingriff - der Injektion eines Produkts einer sehr jungen Hochtechnologie - zu verpflichten, den der Betreffende für massiv schädlich, gar für lebensgefährlich hält? Mit der Begründung, diese Einschätzung sei irrig? Eine ähnliche Frage stellt sich z.B. bei der Vergabe von Psychopharmaka bei schweren psychotischen Störungen, und die Antwort lautet dort: nur unter sehr hohen Hürden. Dem muss eine ärztlich verordnete und richterlich bestätigte Entmündigung vorausgehen. Bei der Impfung geht es aber um geistig gesunde mündige Bürger.

Erschwerend: ist es legitim, das zu tun, wenn der Eingriff bekanntermaßen tatsächlich Risiken, bis hin zu tödlichen Risiken birgt? Wenn also die Chancen/Risiken Abwägungsvorteile des Eingriffs gegen die des Nicht Eingriffs nur statistischer Natur sind? Also unvollständigem Wissen über eine sich schnell ändernde Realität (Virusvarianten)?

Es fällt schwer, die so gestellte Frage mit „ja“ zu beantworten.


2)
Ist es aber legitim, eine Impfung zu verweigern, obwohl diese nach dem klaren Stand der veröffentlichten Forschung das wirksamste Mittel zur Bekämpfung der Pandemie ist - unter Berufung auf widerlegte wissenschaftliche Fehlaussagen zur Abwägung der Impf- versus Corona-Risiken? Also sich den Luxus zu erlauben, wissenschaftlich abseitigen Thesen oder irrationalen Erwägungen zu folgen in einer Angelegenheit, wo mein Handeln für die Gesellschaft insgesamt schwerwiegende, und für Einzelne Andere tödliche Folgen haben kann?

Es fällt schwer, die so gestellte Frage mit „ja“ zu beantworten. 

 

Ich denke, die Antwort auf diese Frage ist nicht trivial. Dass Kanzler Scholz diese Entscheidung dem Bundestag zur persönlichen Abstimmung ohne Fraktionszwang vorgelegt hat, mag de facto Abweichlern in der FDP geschuldet gewesen sein. Im Ergebnis finde ich es richtig.

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